Interview und Besprechung im NDR


Neue CDs | 05.08.2009 15:30 Uhr

Volker Banfield spielt Klavierkonzerte


Klavierkonzerte 1
Saint-Saëns' Klavierkonzert Nr.2, Liszts Malédiction, Francks Les Djinns, d'Alberts Klavierkonzert Nr.2
Vorgestellt von Chantal Nastasi

Virtuose Spieltechniken und komplizierte, übereinandergelagerte Rhythmen hat Volker Banfield so ausgezeichnet umgesetzt, dass Ligeti ihm sogar drei seiner Etüden gewidmet hat. Die Grenzen des Möglichen im Klavierrepertoire des 19. und 20. Jahrhunderts haben den Hamburger Klavierprofessor immer gereizt. Auch Ausgefallenes hat er zur Aufführung gebracht wie Werke von Eugen d'Albert oder Hermann Goetz. Auf einer neuen CD sind jetzt Aufnahmen aus den letzten 30 Jahren seiner Karriere zu hören, Schätze, die sonst in Archiven verstauben würden.

Nicht irgendein Künstler

Ein wenig unscheinbar kommt das CD-Cover daher, ganz im Gegensatz zu dem, was sich dahinter verbirgt: Klavierkonzerte mit Banfield. Nur wer Banfield wirklich kennt, ahnt die Dimension dieser CD. Nun ist Banfield nicht irgendein Künstler, doch nach heutigen Marketingansprüchen müsste eigentlich "Virtuose Klavierkonzerte mit Volker Banfield" die Überschrift sein. Es ist charmant, dass es das nicht braucht.

"(...) Im germanischen Raum ist jemand, der virtuos ist, kein Musiker, nicht? Damit geht es schon erst mal los. Man muss sich natürlich überlegen, dass eigentlich nur ein Virtuose der Musik gerecht werden kann. Denn jemand, der mit dem Instrument noch kämpft - wer will dem zuhören? Und Technik, Virtuosität hat zu tun mit Klang, hat zu tun mit Musikverständnis, natürlich mit Brillanz. Mit der Überlegenheit, die bedeutet, dass man eben damit keine Probleme hat", sagt Banfield.

"wie die Jungfrau zum Kind"

Camille Saint-Saëns' Zweites Klavierkonzert hat Banfield 1979 mit dem Radio-Sinfonieorchester Berlin aufgenommen. Es ist eines der bekannteren Werke auf dieser CD, die sonst kurze und eher selten zu hörende Klavierkonzerte enthält. "Ich bin eigentlich kein Stöberer, das gebe ich offen zu", meint Banfield. "Also bei manchen Sachen bin ich drangekommen wie die Jungfrau zum Kind."
Das waren manchmal Programmzusammenstellungen, die ein weiteres, kürzeres Werk erforderten. Oder Banfield entdeckte durch das eine Konzert, dass es noch weitere, unbekanntere desselben Komponisten gibt: vom großen Klaviervirtuosen Liszt beispielsweise. "Malédiction ist ein Frühwerk von Liszt, sehr wenig bekannt, unter anderem auch weil es extrem schwer ist", so Banfield. "Der junge Liszt war noch nicht so erfahren, einen effizienten Klaviersatz zu schreiben. Da sind aberwitzige Sprünge drin, das hört man nicht so genau, aber wenn sie nicht stimmen, dann hört man es. Und der Streichersatz ist sehr schwer. Es ist nämlich sehr vom Klavier her gedacht."

Eine mitreißende Aufnahme

Zu Liszt reihen sich zwei weitere Klavierwerke, die stark von seiner Kompositionsweise und der hohen Virtuosität beeinflusst sind: die Symphonische Dichtung "Les Djinns" für Klavier und Orchester beispielsweise, die César Franck nach Texten von Victor Hugo komponierte und das zweite Klavierkonzert des Liszt-Schülers Eugen d'Albert.

Banfield meistert auch die schwierigsten Passagen mit faszinierender Transparenz, Präzision und perfekter Balance zwischen den einzelnen Stimmen. Sein Spiel ist - auch wenn er wunderbar kantable Momente dahinzaubert - zweifellos das eines Virtuosen: fingerflink, zupackend und imposant. Es ist eine mitreißende Aufnahme - und noch dazu ein spannender Rundgang durch die virtuose Musik-Ära von Liszt und Co mit einem Pianisten, der diese Musik meisterhaft versteht und umsetzen kann.